Die Lösung fürs Klima:

Büsche & Bäume auf den Acker!

Wenn, wie zuvor geschildert, Verdunstung über das Laub von Büschen und Bäumen, das einzige System ist, welches die Erde effektiv kühlt, dann ist klar, was zu tun ist:

 

>>> wir müssen Büsche und Bäume pflanzen. Weltweit. Eine Wiederbegrünung der Welt.

Aber halt: was passiert, wenn wir unsere fruchtbaren Äcker aufforsten? Wie sollen wir dann die Weltbevölkerung ernähren? Daher ist klar:

 

>>> wir müssen Nahrungsbäume und Nahrungsbüsche auf unsere Äcker & Brachflächen pflanzen:
Man nennt das "AgroForst-Systeme". z.B. Eßkastanie, Süßeichel, Walnuß, Haselnuss, Holunder, Beerenobst bis hin zu essbaren Farnen, etc. Aber das reicht nicht ... 

 

>>> wir müssen die Monokultur-Forste flechendeckend umbauen zu biodiversen, z.T. eßbaren Wäldern.

 Man spricht dann auch von "Eßbaren Waldgärten"; siehe dazu auch die Bücher von Martin Crawford. Solche Wälder haben eine viel höhere Kühlungswirkung aufs Klima, sie sind weniger Anfällig für Krankheiten/Schädlingsbefall und sie ernähren unsere wachsende Weltbevölkerung mit höchst gesundem Essen.

 

 

Agroforst und Essbare Waldgärten haben extrem viele Vorteile gleichzeitig:

  1. Ertrag:
    Wenn wir eine große Weltbevölkerung gesund ernähren wollen, dann müssen wir unsere Äcker intensiver ausnutzen. Bislang nutzen wir die Äcker nur zweidimensional (Länge x Breite). Um aber die Photosyntheseleistung pro Hektar zu maximieren, müssen wir den Acker dreidimensional nutzen (Länge x Breite x Höhe). 
  2. Mikronährstoffe:
    Büsche und vor allem Bäume sind Tiefwurzler. Sie sorgen dafür, dass wichtige Mikronährstoffe, die wir in unserem Körper dringend brauchen, aus den Tiefen der Erde geholt werden. Wie wir heute wissen, stellen sie diese Nährstoffe symbiotisch auch anderen Pflanzen in ihrem Umfeld, die flacher wurzeln zur Verfügung.
  3. Widerstandsfähigkeit:
    Biodiverse Busch&Baumsysteme sind viel weniger anfällig für Schadinsekten und Krankheiten. Dadurch gibt es weniger Ernteausfälle - und Phyto-Medizin (Sprizmittel) müssen viel seltener oder besser gar nicht mehr eingesetzt werden.
  4. Bodenbearbeitung:
    Da Büsche&Bäume mehrjährige Pflanzen sind, muss nicht jedes Jahr der Acker neu bestellt werden. Dies senkt v.a. die Bodenverdichtung durch Maschinen, spart Diesel und teure Arbeitszeit.
  5. Bodenbedeckung
  6. Humusaufbau: l
  7. Tierwelt: 
    vielfältige Busch&Baum-Systeme sind der perfekte Wohnort für Insekten, Vögel und Niederwild. Die Insekten brauchen wir als Nützlinge am Acker und zur Bestäubung. Sie sind aber auch ein elementarer Teil in der Nahrungskette. Durch europaweite Umstellung auf Busch&Baumsysteme als Standard der Landwirtschaft, könnten die Insekten sich schnell in ihrem Bestand erholen.
  8. Klima-Kühlung: 
  9. CO2 wird gebunden:  f 


Wie kommen wir schnell zu einer solchen Umstellung der Landnutzung?

  1. Agrarförderung der EU umstellen.
    Ich fände folgendes System höchst effektiv - und leicht umzusetzen: Die Agrarförderung hinge nur noch von zwei Faktoren ab:
    • Verdunstungsleistung pro Hektar (kann gut berechnet werden über Satellitenaufnahmen und/oder Drohnenbilder)
    • Humusaufbau (Messung an 5 Probepunkten je Hektar, alle 5 Jahre durch einen unabhängigen Prüfer)
  2. Kapital für Anfangsinvestitionen sicherstellen
    Das Anreizsystem wäre über die Agrarförderung zwar perfekt. Dennoch würde der Umbau unserer Forste und Äcker schwer in Gang kommen. Denn die nötigen Investionen in die Pflanzungen, die Pflege in den ersten Jahren und Ausfall der Ernten in den Anfangsjahren - all das kann von den meisten Landwirten finanziell nicht gestemmt werden. Lösung:
  • Gesellschaftliche Aufgabe: Der Landwirt wird auch als Klimawirt gesehen. Diese gesellschaftliche Aufgabe wird honoriert, indem aus Steuergeldern die Anfangsinvestitionen zu hohem Anteil öffentlich finanziert werden.
  • SoLaWi-Modelle bzw. Crowdfunding: Das Investment in Nahrungsbäume und Nahrungsbüsche kann in Zeiten von Nullzinsen hoch interessant für Anleger sein. Daher könnte der Landwirt auch gut über Crowdfunding-Plattformen das nötige Investitionskapital einsammeln. Der Anleger profitiert dann von der Rendite, sobald Bäume/Büsche geerntet werden können. Eine ähnliche Variante wäre ein sogenanntes SoLaWi-Modell, von dem ich spreche, wenn der Anleger seine Rendite später nicht in Form von Geld bekommt, sondern Ernteanteile erhält. Ein Modell, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut.

Welche Veränderungen müssten wir einkalkulieren?

  1. Unsere Eßgewohnheiten werden sich wandeln müssen. Mehl von Süßeicheln und Eßkastanien statt vom Getreide. Dafür werden wir dann aber auch gesünder, weil wir dann weniger Gluten & andere Lektine essen und gleichzeitig von den tiefwurzelnden Bäumen reicher mit Mikronährstoffen versorgt werden.
  2. etc.

Konkrete Umsetzung

  1. Bei der Pflanzung von AgroForstsystem ist in unseren Breiten - anders als im Mittelmeerraum oder anderen südlichen Gefilden - einzukalkulieren, dass Bäume Schatten werfen und Schatten das Wachstum hemmt.
    Daher sind hierzulande lange Baumreihen in Nord-Südrichtung zu empfehlen. Rechts und links der Baumreihen werden Reihen mit halbhohen Gehölzen gesetzt (z.B. Haselnuss, Holunder, ...). Seitlich davon setzt man je eine Reihe Beerenobst (Johannisbeere, Stachelbeere, Brombeere, etc.). So entsteht die Form einer sehr lang gezogenen Pyramide in Nord-Süd-Ausrichtung. Durch die Neigung der Pyramide ist sichergestellt, dass die niedrig stehende Morgensonne ebenso wie die Abendsonne dennoch die angrenzenden liegende Ackerflächen mit nur geringen Einbußen bescheinen kann. Dieses ausgefeilte Pflanzsystem wird "Underberg-Pyramide" genannt, da das Konzept von dem leidenschaftlichen Permakultur-Vordenker und Nachhaltigkeitsaktivist Emil Underberg jr. entwickelt wurde. Underberg empfiehlt in den Baumreihen ca. alle 70 Meter einen Stickstoff bindenden Baum (z.B. Robinie, Erle) zu pflanzen, da dieser dann die Böden im weiten Umfeld mit Stickstoff versorgt und so die Ertragskraft des Ackers deutlich erhöht, ohne dass Stickstoffdünger ausgebracht werden müsste.
  2. Viel Wissen zum Thema Agroforst findet sich bei der Technischen Universität Hamburg Harburg unter Ruvival, Ansprechpartner könnten auch die Berater Katja Wiese von Naturefund oder Philipp Gerhardt von Baumfeldwirtschaft sein. Ergänzend gibt es  viel themennahes Wissen bei Dietmar Näser oder Burkhard Kayser. Die spannendsten praktischen Umsetzungen, die ich bislang kenne, befinden sich in England bei Martin Crawford (eßbarer Waldgarten) und Prof. Martin Woolfe (AgroForst). Martin Woolfe arbeitet mit Baumreihen in Nord-Südrichtung in unterschiedlichen Breiten, aber noch nicht mit dem ausgefeilteren und biodiverseren System der Underberg-Pyramide. Dieses wird derzeit erstmals umgesetzt auf einem Hof in Niedersachsen, der auf seiner Website darüber allerdings noch nicht berichtet.