Die Eingriffe des Menschen ins Kühlsystem der Erde

Unsre Landnutzung schaltet Kühlung der Erde ab

Wir Menschen haben, ohne die Konsequenzen zu kennen, in das natürliche Kühlsystem unseres Planeten eingegriffen: nicht in erster Linie durch die Industrie, sondern vor allem durch die Landwirtschaft und durch die Wasserwirtschaft. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts geschah dies in zunehmend schnellerem Maße. 
 

Jeder Eingriff in das Atmungssystem der Vegetation und in das globale Wasserhaushaltssystem hat Einfluss auf unser Klima. So wurde der kühlende und ausgleichende Prozess der Verdunstung auf immer größer werdenden kontinentalen Flächen ausgeschaltet, mit zunehmenden Dürren als Folge. 

Folgende Eingriffe verändern unser Klima ganz konkret:

 

(Trinkwasser & Abwasser)

  • Absenken des Grund- und Bodenwassers durch Trinkwassergewinnung aus Tiefbrunnen,
  • Abführen des nähr- und mineralstoffhaltigen Abwassers zum Meer als gravierendste bodenzerstörende Maßnahme, keine Rückführung der Nutzstoffe in die Oberböden.

(Flüsse und ihre Nutzung)

  • Begradigung und Beschleunigung von Flüssen,
  • Eintiefung von Flusswassersohlen,
  • Überschwemmungsschutz durch Eindeichung von Flüssen (anstatt von Siedlungen).
  • Bau von großen Wasserkraftwerken und Wasserspeichern,
  • Kühlwassernutzung in zentralen Kohle-, Gas und Kernkraftwerken,
  • Beliebigkeit von Eingriffen in den Luftdruck durch punktförmige Wasserkühlung von Prozessen[3].

(Landwirtschaft)

  • Tiefpflügung der Böden,
  • Mineralisierung von Ackerböden,
  • Veratmen von organischer Substanz in den Böden durch Salpeterdüngung,
  • Nutzung von Kuppen für die Landwirtschaft,
  • Drainagierung der Landschaft: Überhitzung großer Landschaftsteile durch großflächige Drainage und Eingriffe in den natürlichen Bodenwasserhaushalt,
  • Vergrößerung der landwirtschaftlichen Schlaggrößen (Ackergrößen),

(Bauen & Infrastruktur)

  • Baugenehmigungen auf vormaligen Acker- und Waldböden,
  • steuerfinanzierter Straßenbau und Verkehrsförderung,
  • Förderung von Schwerverkehr und zentralisierter Industrie,
  • Schaffung von überhitzenden Dachflächen und ungekühlten Verkehrsflächen in Städten,
  • Verdrängen von Vegetation und Wäldern bei der Stadtentwicklung.
  • Die räumliche Trennung von Arbeit und Wohnen und damit die Förderung des großräumigen Berufs- oder Pendlerverkehrs.

 

Kernproblem der Eingriffe:   
Die kühlende Wasserpumpe wurde in erheblichem Maße ausgeschaltet

Das Kernproblem aller genannter Faktoren besteht darin, dass sie beitragen zur Zerstörung der kleinen und großen Wasserkreisläufe.  Die kleinen Wasserkreisläufe sind die tägliche Verdunstung und lokale Taubildung. Mit der kühlenden „biotischen“ Wasserpumpen ist eben diese Verdunstungsleistung der Vegetation, insbesondere der Wälder, gemeint. Das Ausschalten der kühlenden biotischen Wasserpumpe führt zur Überhitzung der Kontinente und damit zu erhöhten Temperaturdifferenzen zwischen Land und Meer. Wenn die kleinen Wasserkreisläufe über dem Land versiegen, funktioniert auch der große Wasserkreislauf immer schlechter: der Transport von Wolken vom Meer zum Land. All dies beschleunigt die Verwüstungsprozesse auf der Welt und schränkt die nachhaltige Nutzung der Landschaften immer weiter ein, wie die historische Entwicklung des mediterranen Raums eindrucksvoll zeigt.

 

Das Ausschalten der kühlenden biotischen Wasserpumpe kann direkt erfolgen. Beispielsweise durch Abholzen von Wäldern und das Versiegeln von Landschaft mit Teer und Beton. Einen ähnlichen Effekt hat das Drainieren von Äckern und die Begradigung von Flüssen, weil beides für weniger verdunstungsfähiges Wasser in der Landschaft sorgt.

 

Die biotische Wasserpumpe wird aber auch indirekt abgeschaltet über sinkende Bodenfruchtbarkeit. Dazu tragen Oxidation, Nährstoffverlust und die Zerstörung des Mikrobioms im Boden bei:

  1. Problem: Oxidation
    Die Absenkung des Grundwassers z.B. durch Trinkwassergewinnung aus Tiefbrunnen führt dazu, dass Teile des Bodens nicht mehr mit Wasser gesättigt sind und somit Sauerstoff (aus der Luft) im Boden Zutritt findet. Der Sauerstoff im Boden löst chemische Reaktionen aus:  Durch Oxidation entstehen aus Schwefel und Stickstoff starke Säuren (Schwefel- und Salpetersäure), welche Salze, wie zum Beispiel Kalk, aus dem Boden auslösen und bei herbstlichem Wasseranstieg über die Vorfluter zum Meer transportieren. So verliert der Oberboden an Qualität, er verliert seine Fähigkeit Wasser zu speichern und trocknet entsprechend schneller aus. Die Fruchtbarkeit sinkt und der Boden kann nicht mehr im ursprünglichen Maße Vegetation hervorbringen, die für Kühlung sorgt. Dieser Prozess sorgt am Ende für beschleunigte Wüstenbildung (Desertifikation).
  2. Problem: Nährstoffverlust
    Die Feldfrüchte und das geförderte Trinkwasser werden in Städten und Siedlungsgebieten zu Abwasser und Abfall gewandelt rasch abgeführt und deponiert, statt sie in die Landschaft zurückzuführen, aus der sie entnommen wurden. Dieser Prozess hat in Europa die Bodenverluste um das 50- und 100-fache beschleunigt. Der natürliche Nährstoffgehalt der Oberböden sinkt. Dadurch wurde die Nutzung der Landschaft in vielen Regionen bereits eingeschränkt. 
  3. Problem: Zerstörung des Mikrobioms im Boden
    (Dieser Punkt stammt nicht von Prof. Ripl).

Über die sinkende Bodenfruchtbarkeit wurde das gesellschaftliche Tragwerk schwer beschädigt und durch Steigerung der Dynamik der Atmosphäre auch das Klima nachteilig verändert. Alle diese Beschädigungen werden durch staatliche Verwaltung und technische Regelwerke weiterhin befördert und verschärft, wie zum Beispiel die „Gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft“, die nicht an die natürlichen Prozesse und ihre nachhaltige Funktion angepasst sind.

 

Soweit sind die Probleme umrissen. Aber damit ist auch gleich die gute Nachricht verbunden. Es gibt - dank dieses Problemverständnisses - eine einfache Lösung, über die wir alle miteinander reden sollten. 

 


 

[1] siehe dazu die Arbeiten von Gorshkov und Makarieva, Petersburg 1990 bis heute, www.bioticregulation.ru/pubs/pubs2.php